Die Quartalszahlen für das 2. Quartal 2017 (Q2/2017) haben eines deutlich gezeigt. Der Onlinehandels-Riese zeigt Schwäche.
Standen in Q1 noch 435 Millionen Gewinn im Raum, hat sich dies in Q2 auf 27 Millionen verringert. Selbst wenn man die Steuerrückstellung von ca. 400 Millionen berücksichtigt, ist der Umsatz rückläufig.
Bereits seit Jahren versucht eBay das klassische Auktionsmodell von Gebrauchtware umzuwandeln in den Verkauf von Neuwaren zum Festpreis. Dabei scheut man sich auch nicht davor, die ein oder andere Idee vom größten Mitbewerber zu übernehmen.
So gibt es nun neben Katalogartikeln und Produktbewertungen/Kundenrezensionen auch Programme wie eBay PLUS, was die Käufer ähnlich wie die Prime-Mitgliedschaft bei Amazon an die Plattform binden soll und ihnen Sondervorteile gewährt.
Nachdem bereits im Jahr 2016 PayPal aus dem Unternehmen abgespalten wurde und man nicht mehr die sprudelnden Einnahmen aus dem Bereich Payments in die eigenen Ergebnisse einfliessen lassen kann, wird die Luft nun deutlich dünner und Ideen sind gefragt.
Dass die Tiefpreisgarantie einen Beitrag dazu leisten könnte halte ich für eher unwahrscheinlich. Hier zeigte sich bereits bei Amazons Versuch mit der "Preisparität" dass der Versuch mit allen Mitteln den tiefsten Preis zu bieten, nicht der Weg zum Erfolg ist.
Die Einahmen von eBay werden von den Gebühren der Verkäufer generiert. Somit ist es von enormer Bedeutung für das Geschäftsmodell, möglichst viele Verkäufer mit attraktiven Angeboten auf dem Marktplatz zu versammeln, um damit den Käufern einen Mehrwert zu bieten. Die Preisschraube, bei der inzwischen ein Shop-Abo für 5.000,00 Euro / Monat geordert werden kann, welches neben direktem Zugang zu den WOW-Angeboten und einer Betreuuung durch einen eigenen Accountmanager mit weitreichenden Befugnissen sowie ein Werbekontignent im Wert von 2.500 Euro beinhaltet, ist dabei sicherlich nicht der Königsweg.
Realistisch betrachtet wird nur ein Bruchteil der Anbieter sich dieses Paket leisten können und die enormen Vorteile daraus zu genießen.
Der Volksmund sagt "Kleinvieh macht auch Mist" und so verwundert es außenstehende, wenn bei eBay auf zusätzliche Einnahmen aus mehreren tausend Cross-Sellings verzichtet wird.
Mit dem Tool für Marketingaktionen waren ursprünglich Sonderaktionen wie Mengenrabatt, Digitaler Gutschein, Zubehörrabatt oder Sale möglich. Statt des eher langweiligen digitalen Rabattes (Mengenrabatt oder Mindestbestellmenge) , welcher lediglich eine Sonderseite generierte, auf der ausgewählte Kunden nach Erhalt des Links zu ermässigten Konditionen einkaufen konnten (Secret Sale) hat man sich entschieden, das Cross-Selling über den Zubehör-Rabatt aufgrund "mangelnder Nachfrage" kurzerhand zu deaktivieren.
Doch gerade das Cross-Selling wird von vielen Verkäufern intensiv genutzt, um beispielswiese passend zum neuen DVD-Player gleich auch ein HDMI-Kabel an den Kunden zu bringen oder um zum neuen Brotmesser gleich noch das passende Schneidebrett.
Man muss die Entscheidungen bei eBay nicht verstehen, aber da seit geraumer Zeit neben den Provisionen auf den Verkaufspreis auch die Provisionen auf die Versandkosten erhoben werden, haben viele Verkäufer den Versand in den Produktpreis einberechnet, was beim Kauf mehrerer Artikel zu mehr Gebühren führt, da der Einzelpreis jedes einzelnen Produktes aufgrund des einberechneten Versandanteils deutlich über dem liegt, was bei separaten Versandkosten anfallen würde.
Man könnte entweder von Sabotage sprechen oder von fehlender unternehmerischer Weitsicht, aber klar ist, dass eBay das Kerngeschäft seiner Kunden nicht versteht oder aus den Augen verloren hat, beim Versuch Amazon und dem erfolgreichen Wachstum hinterherzulaufen.